Was ist Bridge?

Bridge ist ein Kartenspiel für vier Personen, die in zwei sich gegenübersitzenden Partnerschaften gegeneinander spielen. Heute versteht man unter Bridge die moderne Variante Kontrakt-Bridge, die sich seit den 30er-Jahren des 20. Jahrhunderts weltweit durchgesetzt und ihre Vorgänger wie Whist oder Auction-Bridge weitgehend verdrängt hat.

Bridge – kurz erklärt

Bridge wird mit dem französischen Blatt gespielt: 52 Karten in vier Farben (Pik, Coeur, Karo, Treff). Die Zählung im Bridge ist stichbasiert, und es herrscht Bedienzwang, d. h. man muss auf die Karte einer Farbe eine Karte derselben Farbe legen, solange es einem möglich ist.

Eine Bridge-Partie besteht aus zwei Phasen (Reizung und Spiel)

Reizung

Die erste Phase des Spiels, die Reizung, auch Lizit genannt, ist eine Auktion: Beide Paare versuchen, mit Geboten den Kontrakt zu ersteigern. Jedes Gebot bezeichnet dabei die Anzahl der Stiche, die gewonnen werden soll, und die Trumpffarbe.

Die minimale Anzahl von angesagten Stichen beträgt 7 (Kontraktstufe 1) und es können maximal 13 Stiche (Kontraktstufe 7) erzielt werden. 

Geboten wird im Uhrzeigersinn, ausgehend vom Teiler. Die Reizung ist dann vorbei, wenn auf das letzte Gebot drei Passe folgen. Um zu vermeiden, dass beim Bieten (unbeabsichtigt) unerlaubte Informationen durch Wortwahl, Betonung o. Ä. ausgetauscht werden, benutzt man im Turnierbridge Bietboxen.

Die Trumpffarbe (oder „No Trump“) und die Anzahl der mindestens zu gewinnenden Stiche wird durch das letzte Gebot bestimmt. Wenn es dem Paar, das die Reizung gewonnen hat, gelingt, seine Ansage zu erfüllen, bekommt es die entsprechenden Punkte gutgeschrieben. 

Die Zahl der Punkte hängt dabei im Wesentlichen von der Höhe des Gebots ab: Für hohe Gebote gibt es hohe Prämien. Die Partnerschaften werden also jeweils versuchen, das Potenzial ihrer gemeinsamen Blätter möglichst voll auszureizen. Die dafür notwendigen Informationen über das Blatt des Partners bekommen die Spieler durch die Reihenfolge und Höhe der Gebote.

 

Bidding Box, mit der die Gebote ausgeführt werden. 
2 Pik = 8 Stiche

 

Abgeschlossene Gebotsrunde.
Hier wird 4 Pik gespielt.

Rangfolge der Farben (aufsteigend):

Farbe Bedeutung Merkmale
Treff Unterfarbe
Karo Unterfarbe
Coeur Oberfarbe
Pik Oberfarbe
NT No Trump auch Sans Atout (SA) heisst ohne Trumpf, man spielt wie im "Oben-Abe"

Beispiel:  Ein Gebot von 2♠️ ist höher als 2♥️, aber tiefer als 2NT 

 

Spiel

In der zweiten Phase (Spielphase) versucht die Partei, die die Reizung gewonnen hat, ihr Gebot zu erfüllen, und die andere Partei (Gegenspieler) versucht dies zu verhindern.

Derjenige Spieler der spielenden Partei, der die letztendliche Trumpffarbe zuerst in der Reizung erwähnt hat, wird der Alleinspieler. Der Spieler links vom Alleinspieler beginnt mit dem Ausspiel zum ersten Stich. Der Partner des Alleinspielers legt jetzt seine Karten offen auf den Tisch und wird zum Dummy, der nur den Anweisungen des Alleinspielers gehorcht. Der Stich wird von der Partei gewonnen, die die höchste Karte  bzw. den höchsten Trumpf legt, falls gestochen werden kann. Im Bridge besteht Bedienzwang, man darf nur mit Trumpf stechen, wenn man von der ausgespielten Farbe keine Karte mehr hat.  Der Spieler, der den Stich gewonnen hat, spielt zum nächsten Stich aus.

Das Spiel ist vorbei, wenn der 13. Stich abgeschlossen ist. Die alleinspielende Seite erhält jetzt Punkte, wenn sie ihr Gebot erfüllt oder übertroffen hat. Die Gegenspieler erhalten Punkte, wenn der Alleinspieler nicht die versprochene Anzahl von Stichen erreicht hat.

Im Gegensatz zum Schweizer Jass ist nicht die Anzahl der erzielten Punkte relevant, entscheidend ist die Anzahl der gewonnenen Stiche.

 

Die Karten des Alleinspielers (Hand) und die Karten des Dummys (Tisch).

 

Alle Stiche gespielt. Die Karten werden hochkant (gewonnene Stiche = 10) oder quer (verlorene Stiche = 3) hingelegt.
Total 10 von 13 Stichen gewonnen = 4 Pik
erfüllt.

Im Turnier-Bridge ist das Kartenglück weitgehend ausgeschlossen, da alle teilnehmenden Paare die gleichen Austeilungen spielen. Im Anschluss an ein Turnier kann man so schnell feststellen, wann man gut agiert hat oder wo die anderen Spieler eine bessere Entscheidung getroffen haben. Durch Vergleichen der Ergebnisse in den einzelnen Austeilungen wird dann der Sieger ermittelt. (siehe 📄 Turnier-Auswertung.pdf)

 

Kleines Glossar

Alleinspieler
Nach dem Ende der Reizung wird von der Partnerschaft, die die Reizung gewonnen hat, derjenige Spieler zum „Alleinspieler“, der die Trumpffarbe als erster gereizt hat.

Dummy
Der Partner des Alleinspielers. Er legt nach erfolgtem erstem Ausspiel seine Karten offen auf den Tisch.

Gegenspieler
Die in der Reizung unterlegene Partei. Der Gegenspieler links vom Alleinspieler beginnt mit dem ersten Ausspiel die Spielphase beim Bridge.

Kontrakt
Das Versprechen, in einer gegebenen Trumpffarbe eine Mindestanzahl von Stichen zu gewinnen.

Reizung
Die erste Phase beim Bridgespiel, in der die Trumpffarbe und die Höhe des Kontrakts ermittelt wird.

Spielphase
In der Spielphase versucht die alleinspielende Partei, den Kontrakt zu gewinnen. Nach Kräften werden sie dabei von den Gegenspielern behindert

Schlemm
Ein Kontrakt, der mindestens 12 (Kleinschlemm) der höchstens 13 Stiche (Großschlemm) verspricht. Wird mit einer hohen Prämie belohnt

Sans Atout
Abk. SA, französisch für „Ohne Trumpf“ auf Englisch "No Trump" Abk. NT: 
Ein Kontrakt, bei dem keine Trumpffarbe festgelegt wurde. SA steht in der Reihenfolge der Farben vor Pik


Hier ein etwas umfangreicheres Lexikon:  📑 Bridge Lexikon.pdf 

 

Denksport Bridge

Als anspruchsvolles und vielseitiges Hobby mit hohem Unterhaltungswert bereitet Bridge den Anfängern schon nach wenigen Stunden Spass. Jede Austeilung ist ein neues, kleines Abenteuer. Bridge ist ein echter Denksport, dessen Schönheit man nur dann wirklich verstehen kann, wenn man ihn betreibt. Er bringt Sie dazu, sich die Spieltechnik anzueignen, logisch und dennoch phantasievoll zu denken, Strategien zu entwickeln, die Kommunikation mit dem Partner zu verbessern (eine Partnerschaft ist auch hier eine Übung in Solidarität). Er ermöglicht es, die intellektuellen und geistigen Fähigkeiten zu entwickeln und ist als «Hirnjogging» eine erwiesene Prophylaxe gegen Alzheimer und Altersdemenz.

Geschichte

Als Vorläufer von Bridge gilt Whist, das aus England stammt und 1529 erstmals erwähnt wurde. Bridge scheint sich in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts entwickelt zu haben, die genauen Umstände sind allerdings unklar. Man geht davon aus, dass der Ursprung in Russland oder der Türkei liegt. Laut einer Theorie erfanden britische Soldaten Bridge während des Krimkrieges (1853–1856), laut einer anderen kam es in Istanbul um 1860 auf. Ende des 19. Jahrhunderts fand Bridge seinen Weg nach New York und London. Im Gegensatz zu Whist lag bereits ein Blatt offen am Tisch, es existierte aber noch kein Reizen wie beim Kontrakt-Bridge.

Das Reizen, also das Element der Versteigerung, wurde 1903 oder 1904 mit Auktions-Bridge eingeführt. Auktions-Bridge entstand in Indien und verdrängte Whist und Bridge. Es war sehr populär, bis es 1926 dem Kontrakt-Bridge weichen musste. Bei Auktions-Bridge werden alle Stiche für Prämien von Vollspiel und Schlemm gezählt, egal ob der Alleinspieler sie während des Reizens angesagt hat oder nicht. Daher versuchen die Spieler, möglichst wenig Stiche anzusagen. Dies wurde 1918 in Frankreich mit Plafond geändert, dabei zählen nur angesagte Stiche für die Prämien.

Harold S. Vanderbilt führte die unterschiedlichen Gefahrenlagen ein, änderte die Abrechnungstabelle und taufte das neue Spiel Kontrakt-Bridge. Am 1. November 1925 erprobte er im Rahmen einer Schiffsreise zum ersten Mal die neuen Regeln. Bis heute blieben sie unverändert, abgesehen von zwei kleineren Änderungen bei der Abrechnung. Innerhalb weniger Jahre verschwanden alle älteren Varianten von Bridge. Unter Bridge versteht man heute ausschliesslich Kontrakt-Bridge.

  • 1928 wurde die erste nationale Meisterschaft in den USA gespielt: der Vanderbilt Cup (Vanderbilt Knockout Teams).
  • 1960 wurde die erste vierjährige World Team Olympiade gespielt, die seit 2008 Teil der Weltdenksportspiele ist.

In den 30er-Jahren trug Ely Culbertson zur Verbreitung von Kontrakt-Bridge in den USA bei. Das von ihm entwickelte Bietsystem war das erste, welches eine grössere Anhängerschaft hatte. Er schrieb mehrere erfolgreiche Bücher, dominierte das Bridgelehrerwesen und gründete 1929 die Zeitschrift The Bridge World, die für die Bridgewelt auch heute noch von Bedeutung ist. 1932 wurde die International Bridge League gegründet. Im selben Jahr fand die erste Europameisterschaft statt, 1935 die erste Weltmeisterschaft.

Charles Goren übernahm in den 1940er-Jahren Culbertsons Rolle im Bridge. Er führte von 1944 bis 1962 die amerikanische Rangliste an. Das Time Magazin druckte ihn 1958 auf der Titelseite ab. Als Neuerung benutzte er in seinem System Standard American die noch heute verwendete Punktezählung nach Milton Work (Ass=4, König=3, Dame=2, Bube=1). Anfängern wurde der Einstieg ins Bridge dadurch erleichtert, was wiederum einen Bridge-Boom auslöste.

1958 wurde in Oslo die World Bridge Federation (WBF) gegründet. Die erste Europameisterschaft nach dem Zweiten Weltkrieg wurde 1948 in Kopenhagen ausgetragen. Die bereits vor dem Weltkrieg durchgeführten Wettkämpfe zwischen den USA und Europa wurden 1950 auf Bermuda wiederbelebt. Daraus entwickelte sich die Weltmeisterschaft, die als Bermuda Bowl bezeichnet wird und seit 1977 alle 2 Jahre stattfindet. Von 1957 bis 1975 gewann Italien mit seinem Blue Team dreizehn von fünfzehn Weltmeisterschaften (1970 und 1971 traten sie nicht an). Von 1976 bis 1987 konnten sich wieder die USA durchsetzen. In der Folge reihten sich noch weitere Nationen wie Brasilien, Island, Niederlande, Frankreich, Norwegen, und Polen ein. 

2022 und 2023 konnte sich die Schweiz diesen prestigeträchtigen Titel sichern.